„Vom Feldspieler zum Nationaltorwart“ – Gianmarco Serio über Sportschule, Bundesliga & USA-Erfahrung
„Vom Feldspieler zum Nationaltorwart“ – Gianmarco Serio über Sportschule, Bundesliga, USA-Erfahrung & die Ausbildung im deutschen Wasserball
In dieser spannenden Folge des Waterpolo Expert Talks spricht Gianmarco Serio, ehemaliger Torwart des SSV Plauen, Jugendnationalspieler und später College-Spieler in den USA, offen über seinen ungewöhnlichen Weg vom Feldspieler zum Torwart der deutschen Jugendnationalmannschaft.
Alles begann eher zufällig im Schwimmunterricht in Leipzig. Aufgrund seiner Körpergröße wurde Gianmarco früh ins Tor gestellt – eine Entscheidung, mit der er sich anfangs nur schwer anfreunden konnte. Doch schnell entwickelte er eine echte Leidenschaft für die Torwartposition. Der nächste große Schritt folgte mit dem Wechsel an die Sportschule nach Chemnitz, wo sich sein Trainingsumfang von wenigen Einheiten pro Woche auf tägliches Training verdoppelte. Diese intensive Phase prägte nicht nur seine sportliche Entwicklung, sondern auch seine Disziplin und mentale Einstellung.
In Chemnitz durchlief Gianmarco sämtliche Jugendstationen, wurde deutscher Meister mit der U13, sammelte erste Erfahrungen im Männerbereich und spielte später sowohl in der B- als auch in der A-Gruppe der Bundesliga. Ein besonderer Meilenstein war die Teilnahme an der U19-Nationalmannschaft, wo er auf internationalem Niveau erstmals mit dem ganz großen Leistungsdruck konfrontiert wurde.
Durch genau diese internationalen Auftritte wurde er von einem amerikanischen College-Programm gescoutet. Über Highlight-Videos, Online-Bewerbungen und direkte Coach-Kontakte erhielt er schließlich ein Sportstipendium in New York. Dort erlebte er eine völlig neue Sportwelt mit professioneller Spielanalyse, Live-Statistiken, medialer Begleitung und beeindruckender Vermarktung des Waterpolos. Spiele mit Kommentatoren, Videoauswertungen direkt am Beckenrand und riesige Zuschauerzahlen waren für ihn eine völlig neue Dimension des Sports.
Sehr offen spricht Gianmarco auch über die finanziellen Unterschiede zwischen Deutschland und den USA. Während in Deutschland BAföG und geringe Studiengebühren den Alltag bestimmen, bewegen sich die Kosten für ein College-Semester schnell im Bereich von 30.000 bis 40.000 Dollar, die nur durch hohe Stipendien finanzierbar sind.
Ein weiteres wichtiges Thema der Episode ist die Nachwuchsproblematik kleinerer Standorte wie Plauen. Gianmarco beschreibt sehr ehrlich, warum Abwanderung junger Spieler, fehlende Universitäten, begrenzte Berufsperspektiven und die starke Abhängigkeit von ausländischen Spielern viele Traditionsvereine vor riesige Herausforderungen stellen. Ohne funktionierenden Nachwuchs wird langfristig auch der Bundesliga-Status zur Gefahr.
Abschließend spricht Gianmarco über die enorme Belastung durch Corona, Trainingsverbote, den Wegfall von Spielbetrieb, seine aktuelle Situation in Hamburg sowie die große Hoffnung, bald wieder regelmäßig im Wasser trainieren und spielen zu können.
Diese Episode ist ein ehrlicher Blick auf die Realität junger Leistungssportler im Wasserball – zwischen Sportschule, Bundesliga, Nationalmannschaft, USA-College-Erlebnis und den massiven Einschränkungen durch die Pandemie.