„Spandau, Krankheit & Neuanfang“ – Nationalspieler Ben Reibel über mentale Gesundheit & Karriereentscheidungen (Teil 2)

Im zweiten Teil des Gesprächs mit Ben Reibel, Bundesligaspieler und ehemaliger Nationalspieler, wird es besonders persönlich. Offen, reflektiert und ohne Beschönigung spricht Reibel über seine Zeit bei Spandau 04, die sportlichen Höhepunkte, seine gesundheitlichen Probleme, mentale Belastungen und den schwierigen, aber notwendigen Schritt, seine Karriere neu auszurichten.

Ben erzählt, wie er kurz nach seinem Wechsel von Uerdingen nach Berlin an einer rheumatischen Erkrankung litt, die zunächst niemand richtig einordnen konnte. Monate voller Schmerzen, Fehldiagnosen und Unsicherheit folgten, bis schließlich ein Rheumatologe die Ursache fand. Die notwendige medikamentöse Behandlung erwies sich mitten in der Corona-Pandemie als Herausforderung – besonders, weil die Medikamente das Immunsystem schwächen. Reibel beschreibt sehr eindrücklich, wie langwierig und belastend diese Phase war, und wie glücklich er ist, heute wieder beschwerdefrei spielen zu können.

Neben der körperlichen Komponente spricht Ben auch über seine mentale Gesundheit. Er erzählt, wie ihn die Zeit in Berlin – hoher Leistungsdruck, neues Umfeld, große Verantwortung und Entfernung von seinem Zuhause – zunehmend belastete. Nach der Olympia-Qualifikation 2021 wurde ihm klar, dass er Veränderungen brauchte. Corona gab ihm die ungeplante Zeit, über sein Leben, seine Prioritäten und seine Zukunft nachzudenken. Die Erkenntnis war klar: Spandau war sportlich wertvoll, aber persönlich der falsche Ort für ihn.

Besonders berührend ist seine Offenheit über den Zusammenhang zwischen mentalen Belastungen und körperlichen Erkrankungen. Es sei gut möglich, dass Stress und Überforderung seine rheumatische Erkrankung mitausgelöst oder verstärkt haben. Erst durch den Schritt zurück nach Nordrhein-Westfalen und in sein gewohntes Umfeld fühlte er sich wieder stabil – mental wie körperlich.

Gleichzeitig blickt Ben dankbar auf das zurück, was ihm Spandau gegeben hat: internationale Erfahrungen, Champions League-Spiele, den Gewinn der Deutschen Meisterschaft und ein Umfeld, das ihn sportlich enorm weiterentwickelt hat. Besonders prägend waren Persönlichkeiten wie Tibi Negri, der für Ben bis heute Mentor und Freund ist.
In der Analyse der Bundesliga-Strukturen betont Ben, dass das derzeitige System mit A- und B-Gruppe weder attraktiv noch sinnvoll ist. Es brauche eine kleinere, klare 1. Liga und stabile Rahmenbedingungen – ähnlich wie in anderen europäischen Ligen. Nur so könne deutscher Wasserball über die nächsten Jahre wettbewerbsfähig bleiben. Einfache, transparente Systeme würden auch Spieler, Eltern, Vereine und Fans besser abholen.

Am Ende der Episode wird deutlich, wie viel Mut es braucht, gesundheitliche Probleme einzugestehen und konsequent Entscheidungen zu treffen, die der eigenen Stabilität dienen. Die Rückkehr in die Heimat, der Fokus auf Studium und ein behutsames Weiterführen der sportlichen Karriere waren für Ben Schritte in die richtige Richtung.

Diese Episode zeigt Wasserball aus einer Perspektive, die oft zu kurz kommt: ehrlich, menschlich, verletzlich und gleichzeitig voller Stärke.