„Unser Frühstückstisch wurde zum Taktikboard“ – Nationalspieler Ben Reibel über Familie, Karriere, Bundesliga & Olympia

In dieser Episode des Waterpolo Expert Talks spricht Ben Reibel, ehemaliger Nationalspieler und aktueller Bundesligaspieler des SV Bayer Uerdingen, offen über seine sportliche Herkunft, familiäre Prägung, die Entwicklung im Jugend- und Männerbereich und die Herausforderungen des deutschen Wasserballs.

Ben erzählt, wie Wasserball in seiner Familie seit zwei Generationen zum Alltag gehört. Sowohl sein Vater, ein früherer Olympiateilnehmer, als auch seine Mutter, ehemalige Nationalspielerin, prägten seine Entwicklung maßgeblich – oft buchstäblich am Frühstückstisch, der regelmäßig zum „Taktikboard“ wurde. Früh wurde klar: Talent, Spaß an Bewegung und vielfältige sportliche Erfahrungen sind die Basis für langfristigen Erfolg. Basketball, Schwimmen und Tennis begleiteten seine Kindheit und gaben ihm koordinative Vorteile, die ihm später im Wasserball enorm geholfen haben.

Ein zentraler Punkt des Gesprächs ist die Frage, wie sehr Eltern, Trainer und Umfeld die sportliche Entwicklung beeinflussen. Ben berichtet, dass die ständige Begleitung durch seinen Vater zwar anspruchsvoll war, ihm aber gleichzeitig half, schneller zu lernen, Fehler zu verstehen und sich mental weiterzuentwickeln. Wichtig sei letztlich die Beziehung zwischen Kind und Eltern – und ob sportliche Unterstützung als Druck oder als Rückenwind empfunden wird.

Ben spricht ausführlich über seine Stationen:
– Jugendzeit bei Bayer Uerdingen
– Bundesligaeinsätze beim ASC Duisburg
– Erfolgreiche A-Jugend mit Deutscher Meisterschaft
– Die bedeutende Zeit bei Spandau 04 unter Petar Kovacević

Besonders prägend war für ihn die Arbeit mit Kovacević, der seine technische und taktische Sicht auf Wasserball „komplett neu programmiert“ habe. Diese intensive Phase führte auch zu Einsätzen bei Welt- und Europameisterschaften – Erfahrungen, die Ben als „prägend und emotional unvergleichlich“ beschreibt.

Ebenfalls thematisiert wird die Rolle deutscher Spieler im internationalen Kontext. Ben erklärt, warum Auslandsaufenthalte wertvoll wären und weshalb andere Nationen – mit Spielern aus verschiedenen Ligen – oft breiter aufgestellt sind. Gleichzeitig beschreibt er, warum es für die deutsche Nationalmannschaft schwierig ist, nachhaltige Strukturen aufzubauen, wenn der Kader über Jahre kaum erneuert wird.

Der zweite große Themenblock widmet sich der Attraktivität des Wasserballs für Kinder und Jugendliche. Ben betont, dass die Nachwuchsförderung nur dann funktioniert, wenn der Sport wieder präsenter, langfristiger gedacht und strukturiert aufgebaut wird. Für ihn ist klar, dass Deutschland für die nächsten Olympiazyklen strategisch neu denken muss – weniger kurzfristig, mehr generationenübergreifend.

Im ersten Teil dieses Gesprächs entsteht ein sehr persönliches und gleichzeitig sportpolitisch relevantes Bild eines Athleten, der Wasserball von der Pike auf gelernt hat und heute reflektiert auf seine aktive Zeit zurückblickt.