Die Bundesliga ist zu groß – Peter Röhle über Strukturen, Nachwuchs & die Zukunft des deutschen Wasserballs (Teil 1)
In dieser Episode des Waterpolo Expert Talk spricht Wasserball-Legende Peter Röhle – mehrfacher deutscher Meister, internationaler Titelträger und langjähriger Bundestrainer – offen über den Zustand der deutschen Bundesliga, fehlende Strukturen, Nachwuchsprobleme und die Frage, warum eine noch größere Liga aus seiner Sicht absolut kontraproduktiv wäre.
Röhle blickt zunächst auf seine eigene Karriere zurück: zahlreiche deutsche Meisterschaften, internationale Titel mit Spandau 04, Europapokalsiege, Olympiamedaillen – und zugleich dramatische Momente wie der Verlust von Trainer Alfred Baalen 1986. Dieser Rückblick dient als Kontrast zu heute: einer Zeit, in der deutsche Wasserballvereine strukturell, finanziell und personell immer weniger mithalten können.
Ein Schwerpunkt des Gesprächs ist die sinkende öffentliche Wahrnehmung. Während Spandau in den 80ern ein Berliner Aushängeschild war, sind heutige Nationalspieler kaum noch bekannt. Durch die Medienentwicklung der letzten Jahrzehnte, die Diversifizierung des Angebotes und die Konkurrenz anderer Sportarten sei Wasserball vollständig in den Hintergrund geraten. Erst in den letzten Jahren habe Streaming dem Sport wieder eine minimale Sichtbarkeit gegeben.
Röhle beschreibt detailliert, wie schwer es Vereinen fällt, qualifizierte Trainer, Schiedsrichter, Betreuer und engagierte Ehrenamtliche zu finden. Ohne diese „positiv Verrückten“, wie er sie nennt, kann Wasserball langfristig nicht bestehen. Gleichzeitig fehle es in vielen Regionen an professionellen Trainingsstrukturen, an verlässlichen Wasserzeiten, an Nachwuchsspielern – und damit an Grundlagen, die international üblich sind.
Besonders kritisch sieht er, dass in Deutschland zu viele Vereine auf dem Papier „Bundesliga“ spielen wollen, ohne die notwendigen Voraussetzungen mitzubringen. Eine Liga mit 16 Mannschaften hält Röhle für deutlich zu groß – und angesichts des ohnehin extrem vollen internationalen Kalenders (WM, EM, Weltcup, Champions League, nationale Wettbewerbe) auch für nicht mehr realistisch belastbar. Stattdessen plädiert er für ein deutlich kleineres Oberhaus mit echten Leistungszentren, während ambitionierte Vereine in eigenen Entwicklungsrunden wachsen könnten.
Peter spricht außerdem über Traditionsvereine, die verschwunden sind, und über neue Standorte wie Ludwigsburg oder Potsdam, die sich entwickeln – allerdings oft mit vielen ausländischen Spielern, was wiederum die **Förderung deutscher Talente** erschwert. Für Röhle steht fest: Nur durch konsequente Nachwuchsarbeit, tägliches Training und Mentoring durch erfahrene Spieler kann Deutschland wieder Anschluss an die internationale Spitze finden.
Am Ende des ersten Teils wird klar: Peter Röhle sieht die Zukunft des Wasserballs nicht pessimistisch – aber er fordert Strukturmut, Ehrlichkeit in der Leistungsbewertung und eine klare Konzentration der Ressourcen. Nur dann kann der deutsche Wasserball wieder dorthin, wo er einmal war.